In dieser Zeit kommt einiges durcheinander und nicht alles läuft so, wie es einmal geplant war. Denn eigentlich sollte das „Orchestre Philharmonique de Radio France“ spielen und Claude Debussy, Karol Szymanowski und Richard Strauss zum Besten geben. Da aber in Frankreich Corona wieder stark zugeschlagen hat, kam eine Reise des Orchesters nach Hamburg nicht in Frage und es wurde ein Ersatzprogramm organisiert.
So kam es, dass statt eines großen Orchesters nun ein Kammerorchester auf der Bühne stand und natürlich auch ein anderes Programm aufgeführt hat. Ich war versucht, meine Karten zurückzugeben. Da aber das Programm nun aus Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“ und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ bestand, habe ich das doch nicht gemacht. Hatte ich beide bisher noch nie live gesehen. Erst später ist mir aufgefallen, dass Vivaldi nur im Konzert um 18 Uhr im Original gespielt werden sollte. In meiner Vorstellung um 21 Uhr sollte eine „Recomposed“ Version gespielt werden. Das fand ich dann wieder weniger gut, aber ich bin trotzdem hin.
Das Orchester war sehr gut, die „Vier Jahreszeiten“ waren dann auch so, wie erwartet und haben mich mit der ganzen Umbucherei versöhnt. Für mich war dadurch schon klar, dass sich der Besuch gelohnt hat. Aber es kam ja noch das zweite Stück.
Die Einführung kam von Daniel Hope, dem Solo Violinisten und Star des Abends, der hohe Erwartungen weckte, da er von der Entstehungsgeschichte und dem Hintergrund diese Neu-Komposition sprach. Also keine Interpretation, sondern Themen aus dem Original, in moderne Weise neu umgesetzt, so dass die aus Telefon Warteschleifen und Aufzügen hinlänglich bekannte Musik wieder spannend wird.
Schon die ersten Takte haben mich wach gemacht und ich war bis zum Schluss immer unter Hochspannung. Das Konzert hat mich geradezu umgehauen. Anklänge aus verschiedenen Musikrichtungen sind zu hören, teilweise minimalistisch, teilweise bombastisch.
Ein Beispiel, wie sich das anhört ist hier zu sehen: Recomposed by Max Richter – Vivaldi – The Four Seasons – Summer, auch mit Daniel Hope an der Violine.
Es war ein Erlebnis. Und die Standing Ovations gerechtfertigt.