In Hamburg gibt es eine ganze Reihe sogenannter Kontorhäuser. Mit ca. 250 ist die Zahl sogar so groß, dass das Kontorhausviertel in Hamburg zu einem Weltkulturerbe ernannt wurde. Das ist durchaus erstaunlich, da es sich bei diesen Häusern um Bürobauten für Unternehmen handelt, die im ausgehenden 19. Und anfangenden 20. Jahrhundert gebaut wurden, natürlich nach dem Vorbild der Städte in Nordamerika. Und es haben eben viele dieser Bauten auch den Krieg überstanden bzw. wurden danach wieder aufgebaut. So dienen sie bis heute als Bürogebäude, in die man sich einmieten kann.
Das historische Ambiente betrifft dabei dann nicht nur die Form der Gebäude und deren Fassade, die wie z.B. das Chile-Haus schon sehenswert genug sind. Im Inneren geht es dann weiter. Denn die Architekten haben auch dafür gesorgt, dass die Mieter und Bewohner dort nicht auf rein zweckmäßige Strukturen treffen, sondern auch hier wurde durchaus etwas fürs Auge kreiert. Und davon hatte ich bereits einige Bilder gesehen und wollte nun selbst einmal einen Eindruck davon bekommen. Das geht tatsächlich, denn die Gebäude sind eben Bürogebäude und somit unter der Woche zugängig, sofern man keinen Lärm macht.
Los gings im Brahms Kontor, das in mehreren Bauabschnitten von 1903-1931 entstand. Wenn man das Gebäude aus der Entfernung sieht, vermutet man wirklich nicht, was es innen zu sehen gibt. Nach dem Eintreten geht es an einer Conciergeloge vorbei zum Treppenhaus und den Aufzügen. Möchte man ein Foto von unten machen, muss man bis in den zweiten Stock gehen, erst dort kann man dann ganz nach oben sehen. Mit dem Lift kommt man nach ganz oben und kann das Treppenhaus und das von dort sichtbare Muster dann auch betrachten.
In die Finanzbehörde konnte ich dann leider nicht rein, da diese gerade renoviert wird. Weiter gings deshalb in der Alten Oberpostdirektion, bei der sich ein kurzer Abstecher in den von der Straße aus gesehen linken Seitenturm lohnt. Nicht weit davon findet sich der Esplanadebau von 1913-1914, hinter dessen einfachen Fassade ich sicher nicht das erwartet hätte, was dort zu sehen war. Zuerst ging es in einen Seiteneingang etwas weiter rechts, in dem eine eher einfache, aber schöne kleine Treppe zu sehen ist. Im Haupteingang dann kann man vom hellen Foyer aus dann schön den Treppenaufgang sehen.
In der Nähe des Rathauses ging es dann durch einen unspektakulären Eingang in das Versmannhaus, das 1910-1911 gebaut wurde. Hier ist das Treppenhaus von unten eher schlicht, die richtige Farbenpracht gibt es mal wieder nur von oben. Eine Fahrt in den obersten Stock lohnt sich also. Besonders ist hier auch, dass es kein rundes, sondern ein elliptisches Treppenhaus ist.
Im 1899 gebauten Afrikahaus war ich schon früher einmal, da sich hier ein Steakrestaurant befindet. Aber weiter umgesehen hatte ich mich da nicht. Dabei lohnt sich das auf jeden Fall. Das erste Treppenhaus im Seitenflügel ist noch vergleichsweise schlicht gehalten. Wenn man aber in das Hauptgebäude im Hof geht, erreicht man das eigentliche Ziel, ein schönes Treppenhaus, das man auch von fast ganz oben ansehen kann.
Im Chilehaus, das von 1922-1924 erbaut wurde, war ich auch schon in Meetings. Daher kannte ich schon den Treppenaufgang im Portal A und B. Dass es sich aber lohnt, auch das Portal C zu besuchen, wurde mir auf dieser Tour erst richtig klar. Denn der Eingang dort ist anders gestaltet. Statt einem pompösen Eingang der danach schlicht weitergeführt wird, ist hier das Treppenhaus selbst auch einen Besuch wert. Während die meisten anderen Treppenhäuser eher rund sind, ist dieses der Gebäudeform angepasst und übernimmt die klaren Kanten.
Gleich nebenan im Sprinkenhof gibt es mehrere Treppenhäiuser, sehenswert im 1927-1943 gebauten Gebäude ist aber vor allem das große Treppenhaus, das man vom Innenhof aus auch einfach erkennt: es ist der einzige runde Gebäudeteil. Dieses Treppe gehört sicher zu den sehenswertesten. Das liegt zum einen an der Farbgebung, die von unten eher leicht mit viel weiß, schwarz und orange ist, von oben aber durch die dunklere Farbgebung einen ganz anderen Eindruck macht. Und wenn man sich dann noch die Zeit nimmt, die Treppen herunterzugehen und auf einem der anderen Stockwerke stehenzubleiben, dann erkennt man, dass die Treppe von jedem Stockwerk aus wie ein „S“ aussieht.
Wiederum nicht weit entfernt befindet sich das auch als Meßberghof bekannte Gebäude, das 1922-1924 gebaut wurde und ursprünglich Ballinhaus hieß. Dieser war zwar ein wichtiger Reeder und auch der Begründer der Ballinstadt, aber da er Jude war, sollte das Gebäude dann nicht mehr nach ihm benannt sein. Hier findet sich ein vor allem durch Holz dominiertes Treppenhaus. Danach wollte ich zum Asia-Haus gehen, dieses war leider auch wegen Renovierung geschlossen.
Den Abschluss bildete der Laeiszhof, das unweit des alten Rathauses von 1897-1998 gebaut wurde. Im Inneren wird man erst einmal von einer Skulptur empfangen, die, vertreten durch einen Werftarbeiter, einen Seemann und eine weibliche das Versicherungswesen darstellenden Gestalt, die Bürgertugenden von „Kraft, Fleiß und Fürsorge“ darstellen sollen. Muss man auch erstmal drauf kommen. Immerhin geht’s dann gleich zur freizügigen, mit Ornamenten verzierten Galerie, die sich über mehrere Etagen streckt. Und wer nicht die Treppe nehmen will, der kann dann auch den dort befindlichen Paternoster benutzen. Das war dann für mich auch eine Belohnung für die Tour, am Ende einmal wieder so ein Ding benutzen. Ist ja nun mal nicht alltäglich. Es seid denn, man arbeitet in einem Kontorgebäude. Ein paar davon haben nämlich noch so einen.