Es ist doch schon eine Weile her, dass ich in Berlin war. Das war vermutlich vor ca. neun oder zehn Jahren, drei Tage jeweils für einen Tag hin und gleich wieder zurück. Wie man das so am besten mit der Stadt macht. Privat gab es bisher nur einen Besuch, 1996 als Shuttle Commander in einem Bus voller LBS Jünger auf dem Weg zur Loveparade. Grausige Zeiten.
Tag 1: Anreise und Cocktailabend
Ein Firmenevent hat mich nun wieder dort hin verschlagen. Der Ort liegt immer noch an der gleichen Stelle, ist immer noch nicht wirklich per Flugzeug erreichbar, per Bahn langweilig und über die Autobahn eine Zumutung. Irgendwie hatten sich da alle gesagt, nein, da wollen wir nicht hin und sind entsprechend mit weniger als 80 km/h über die Autobahn geschlichen.
Immerhin war (mir) klar, was der Abend bringen wird: Eigener Hotelbar Veranstaltungsbereich mit Außenterrasse und genügend Spirituosen, an denen sich die Kollegen vergreifen können. Damit kann man dann auch die Herfahrt vergessen.
Tag 2: Segway, Exit Room und Spreefahrt
Halbwegs fit gab es ein für die meisten Neues Gefährt zu meistern: Segways. Wenn man mal drauf ist und das Teil einen nicht abwirft, eine lustige Geschichte. Nur wenns mal schnell gehen soll mit dem Bremsen, darf man nicht versuchen, in die Knie zu gehen oder den Hintern rauszustrecken, sonst wird das Ding bockig. Oder es lag doch an mir, wer weiß. Jedenfalls kommt man damit schnell durch die Gegend. Das komplette Regierungsviertel kann man in kurzer Zeit durchpflügen und die Fussgänger machen auch noch Platz.
Der Exit Room war im Grunde wie jeder andere auch, nur netterweise in einem alten Bunker untergebracht, so dass das Flair besser rüberkommt. Ansonsten natürlich wieder viele kleine Rätsel zu lösen, die den nächsten Code für das nächste Schloss liefern.
Abends ging es dann bei grandiosem Wetter auf die Spree auf einem Floß (bzw. ein Floß mit Gastrobereich drauf und einer Sonnenterrasse oben und Motor hintendran), einfach mal die Spree rauf und wieder runter und weiter runter und wieder rauf. Was bis auf ein paar sehr sehr sehr niedrige Brücken auch eine lustige Angelegenheit ist. Man sieht, dass am Ufer entlang genauso viel Geld in neue Wohnbauten versenkt wird, wie anderswo. Dazu eine Menge Strandbars und weiter draußen dann auch viel Grün. Zu Essen gabs reichlich vom Grill, Bier und andere Getränke taten ihr Übriges, so dass in der Hotelbar am späten Abend nicht mehr lange und nicht mehr für alle die Plätze gebraucht wurden.
Tag 3: Sightseeing Tag im Regierungsviertel bis zum Potsdamer Platz
Erst einmal war Schlange stehen angesagt. Da ich noch die Kuppel des Reichstags anschauen wollte, musste ich mir eine der Karten für Schnellentschlossene holen. Das geht aber nur mit Ausweis. Also Schlangestehen abbrechen und am nächsten Tag wiederkommen.
Stattdessen alle Gebäude des Vortags nochmal ansehen: Reichstag, Bundeskanzleramt, Abgeordnetenhäuser, Ministerien. Danach dann Richtung Brandenburger Tor und dort auf einen günstigen Fotomoment ohne zu viele Touris warten (gibt es nicht, egal wie lang man wartet). VON dort aus zum Denkmal für die ermordeten Juden (das leider irgendwie zur Jump’n’Run Ecke verkommt) und zum Potsdamer Platz. Dort hat man dann vom Kollhoff Tower aus eine tolle Aussicht (zumindest wenn man so Wetter hat wie ich). Und man sieht wenn man sich hinsetzt auch, wo man nachmittags auch noch hin kann: ins Ritz Carlton. Entweder zum Afternoon Tea oder so wie es sich gehört in den Curtain Club zum Afternoon Cocktail. Guter Auftakt der Barbesuche. Was Abends dann noch mit einem sehr netten Besuch im Buck & Breck mit einer intensiven Wermuth-Probe mit dem Chef fortgeführt wurde und im Becket’s Kopf einen schönen Abschluss fand.
Tag 4: Museumstag
Auch wenn es ein Montag ist, ein paar der wichtigsten Museen in Berlin haben da auf. So auch das Neue Museum und das Pergamon Museum, meine Ziele heute.
Aber zuerst noch einmal Schlange stehen: für die Reichstagskuppel, dieses Mal mit Ausweis. Und mit Erfolg. Und dann noch einmal Schlange stehen: Ticket für die Museen kaufen. Das geht auch online, sollte man auch besser machen. Immerhin, in das neue Museum ging es dann gleich rein. Das gefällt mir architektonisch zumindest gut, wie die etwas kaputten Innenräume mit moderneren Elementen zusammengebracht werden sieht gut aus. Ansonsten ist das natürlich ein Museum wie viele andere Altertümermuseen auch. Bis auf Schliemann’s Troja Schatz und natürlich Nofretete. Wenn man durch einen langen Saal auf diese zugeht ist das schon richtig gut inszeniert. Meist wird man zu viele andere Besucher außenrum haben, ich hatte das Glück für eine kurze Zeit allein zu sein. Bis auf einen Türsteher.
Danach gab es dann noch einmal Schlange stehen. Das Pergamon Museum hat eine lange Wartezeit, draussen gerne mal zwei Stunden. Deshalb wirklich: online Ticket kaufen mit Uhrzeit für den Einlass, dann gibt’s auch keine Wartezeit. Das Museum selbst wartet dann mit zwei großen Krachern gleich im Eingangsbereich der Ausstellungen auf: das Ishtar Tor und das Markttor von Milet. Der Pergamon Altar war leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Aber auch so ein Museum das man gesehen haben sollte.
Abends gab es dann mit dem Stagger Lee eine weitere Bar, die man sich gerne anschauen kann. Das Lebensstern war leider gerade geschlossen und die daraufhin angesteuerte Newton Bar ein echter Reinfall. Und da das Lost in Grub Street zu ist ging es zum Abschluss noch in die La Banca Bar, die zwar sehr grell rüberkommt, aber wenigstens einen guten Barkeeper hat. Halbwegs versöhnlicher Abschluss also.
Tag 5: The Dome 1 und The Dome 2
Für den Abreisetag hatte ich endlich mein Ticket für die Kuppel auf dem Reichstag. Zwar war kein Parlamentsbetrieb (wobei die Führungen dafür sicher eh schon lange zuvor ausgebucht gewesen wären), aber auch so war der Besuch interessant und empfehlenswert. Für den Besuch bekommt man einen Audioguide mit, der an vielen Stellen dann von sich aus losplappert und die Gegend außen rum erläutert. Und die Kuppel selbst macht auch was her und ist von innen größer, als sie von außen aussieht.
Der zweite Dome waren dann die Kuppeln der ehemaligen Abhörstation auf dem Teufelsberg. Seit ich „Wir sind die Nacht“ gesehen hatte wollte ich da mal hin, nun hats geklappt. Wenn auch nicht ganz billig. Acht Euro normal und wenn man einen Fotoapparat bei sich hat, sogar 15 Euro, weil da ja so viel „Kunst“ ist. Naja, war ja quasi Urlaub. Die Kunst besteht aus vielen Graffiti. Sicher für jemanden der sowas mag eine tolle Sache, mir waren die meisten jedenfalls egal. Ansonsten ruft einem das Gelände durchaus „wir sind aber sowas von alternative Künstler“ entgegen. So viel möchtegern-zufällig hingestellter Schrott, der dann noch bemalt ist… Aber wenn man genau hinschaut. Ist eben doch nicht alles so heruntergekommen, wie es den Anschein haben soll. Alles viel zu sauber. Immer schön gekehrt. Das gilt größtenteils auch für die Bereiche der Kuppeln oben auf dem Dach. Wenn man die mal erreicht hat, hat man eine tolle Aussicht über den Grunewald und Berlin. Und man kann in die oberste der Kuppeln reingehen, die einen schönen Echo Effekt hat. War mal witzig anzuschauen, aber ein Muss ist das nicht.
Insgesamt ein netter Ausflug, aber Berlin Fan bin ich immer noch nicht. Dafür mag ich auch den Song zu sehr: Second Decay – I Hate Berlin
Gab’s beim Stagger Lee Schokolade dazu? Und Kunst ist das wirklich bei den zweiten Kuppeln, sehr imposant 🙂
Im Stagger Lee gabs zum „My Mom Got Out Of Prison“ etwas herbe Schokolade dazu. Ist dann im Bericht zum Staggere Lee ein bisschen deutlicher erklärt (und der Link funktioniert erst am ca. 2 Uhr morgens, also nicht zu füh klicken!)
Aber den Pinseleien oder Sprühereien da auf dem Schrotthügel kann ich nicht so viel abgewinnen. Ja, große Bilder, aber ist halt nicht so meins. Und da reuen mich dann die 7 zusätzlichen Euro dafür, dass ich einen Fotoapparat dabei hatte denn doch wenigstens ein kleines bisschen.