Bild. Macht. Deutschland? – Serie

Muss das denn sein? Wirklich? Wer sieht sich denn sowas an? Nach ein paar Wochen, in denen die Serie nun schon bereit steht heißen die Antworten nein, wirklich nicht und zum Beispiel ich, weils halt da war und irgendwo so ein bisschen Neugier doch dabei war: Wird gezeigt wie extrem der Laden ist, gibt es Einblicke wie massiv hier Meinungsmache getrieben wird, lässt sich sehen wie gezielt Grenzen des Akzeptablen verletzt werden? Immerhin ist das doch der Verlag, der mit Bild (219) und BZ (21) die beiden Marken hat, die seit 1986 die meisten Rügen des Presserates bekommen hat.

Herausgekommen ist eine Dokumentation, die in weiten Bereichen bestehende Einschätzungen bestärkt, etwas erhellt und noch ein paar Bereiche beleuchtet, die sonst nicht so bekannt sind. Letztlich aber etwas, das einen spätestens ab Folge fünf mit der Frage zurücklässt: Wurde hier nicht eine riesige Chance verpasst? Hätte man es „denen“ denn nicht mal richtig geben können?

Wobei hier die Frage ist, warum eine Dokumentation das machen sollte. Weil es der Wunsch vieler ist vielleicht, aber dann wäre es eine Polemik oder Kritik geworden und keine Dokumentation. Und wenn man sich das vor Augen führt, macht die Serie dann doch etwas richtig: sie beobachtet nur, ordnet nicht ein, kritisiert nicht, lässt den Zuschauern eine eigene Meinung.

Kritik kommt durchaus vor, wenn Mitarbeiter klar sagen, dass sie Entscheidungen nicht verstehen, dass sie anders entschieden hätten, dass sie gerne nicht so polemisch vorgegangen wären, dass in einigen Themen den Tenor für falsch halten, dass sie den Umgang mit Personen nicht gut finden.

Aber die Erklärung „seht her, wir streiten hier durchaus und haben eigene Meinungen“ lässt einen dann doch mit der Frage zurück: warum arbeiten diese nach eigener Aussage qualitätsbewussten Menschen denn dann weiter bei Bild? Warum nehmen sie es auf sich, in Sippenhaft genommen zu werden für die Entscheidungen, die doch immer nur der gleiche fällt? Ist es eine Ansammlung von Snowflakes, die alle missverstanden sind?

Oder ist es dann doch geil, bei einem Laden zu sein, bei dem Obermotz Reichelt stolz dauerquarzend sein Brusthaar zeigt (nur deshalb nicht ganz bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, weil das Hemd das nicht her gibt) und sich dabei denkt: Bad Hair Day gibt’s nur auf meiner Brust, da mache ich den „Wuschelkopf Drosten“ (O-Ton JR) dann doch lieber mal fertig.

Vor allem die ersten zwei oder drei Folgen lohnen sich. Die Kameras sind noch neu, auch ein Reichelt muss sich daran erst gewöhnen. Und blickt dann bei polarisierenden Aussagen mal schnell aus dem Augenwinkel in Richtung einer Kamera: hoffentlich wurde das so auch aufgenommen, schließlich bin ich geil. Sonst gelten seine schnellen Blicke vor allem den Mitarbeitern: wer lacht nicht, wenn der Chef einen Flachwitz (hö-hö) macht? Immerhin wird von den nicht-Lachern während der Serie keiner gefeuert.

Bleibt noch der Einblick in die Mitarbeiter. Die natürlich auf Grund der eigenen Betrachtung der Bild immer mit Skepsis gesehen wird. Ist der Ronzheimer wirklich der Reporter, den er darstellen will? Bietet er dem Big Boss tatsächlich aus Überzeugung Paroli oder ist das Teil einer Inszenierung (vor allem, wenn sich dann doch eh nichts an JR’s Entscheidungen ändert)? Wie können sich eigentlich nette Leute so verbiegen, dass sie unter so einem Diktat arbeiten wollen?

Das sind Fragen, die in der Serie nicht beantwortet werden, die offen zurückbleiben. So wie auch ein Check größtenteils über die Monate unterbleibt, welche Entscheidungen gefällt wurden trotz mangelnder oder sogar gegenteiliger Fakten. Einzige Ausnahme ist da genau der Drosten Fall, bei dem die Medizin Redaktion klar sagt: wir sind hier, hätten die mal uns gefragt, wir hätten gleich gesagt: das was dem unterstellt wird, hat er nie geschrieben. Steht da so. in der Studie. Aber dazu hätte eben el Jefe ein Interesse an Fakten haben müssen. Hatte er nicht. Und auch das ist eine Erkenntnis.

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