D.Bespoke (1) - die Bar

D. Bespoke – Bar, Singapur

Auf der Liste der Bars, die man sich einmal leistet und dann gerne daran zurückdenkt (allerdings nicht an das dabei entstehende Loch im Geldbeutel) ist das D. Bespoke sicher ganz oben anzusiedeln.

Um hineinzukommen muss man sich erst einmal in einem Vorraum anmelden. Von dort aus wird dann per Funk in der Bar nachgefragt, ob den Platz sei und so jemand spontan in die Bar kommendes denn überhaupt erwünscht sei. Absolut jeder Barkeeper (außer dem Chef) hat einen Kopfhörer  und ein Mikrofon.

In der eigentlichen Bar wird man dann erst einmal mit voller Wucht durch die Ausstattung empfangen: der Raum ist lang, linkerhand ist die Bar mir 9 schweren Ledersesseln und dem langen und gut gefüllten Backbaord, rechterhand ein Bereich mit Tischen und mehreren Sitzplätzen, natürlich auch schweres Leder. Der Vergleich mit einem englischen Gentlemen’s Club drängt sich durchaus auf.

Dabei soll es das nicht sein. Daiki Kanetaka wollte eine Ginza-Style Bar aufmachen. Also eine Bar, in der man nicht nur trinkt sondern auch etwas isst. Es gibt auch Kleinigkeiten zu essen, die habe ich aber nicht probiert. Ob dazu in Japan auch diese Lederwucht gehört, weiß ich nicht, aber es ist durchaus beeindruckend. Die Bar ist nach Kanetakas Vorstellung angefertigt worden – maßgeschneidert, oder auf englisch: bespoke.

Aber auch schwer. Tatsächlich sind die Sessel so schwer, dass man die nicht alleine bewegen kann. Einer der Barkeeper ist deshalb immer als Stuhlrücker im Einsatz. Ein weiterer Barkeeper nimmt die Getränkewünsche auf und unterhält sich mit dem Gast und ein dritter – normalerweise nur der Chef selbst! – mixed die Drinks. Ein vierter Barkeeper ist dann für Wasser- und Snackservice zuständig. Also ein ziemlicher Aufwand, der einen aber auch ziemlich zufrieden macht.

Das wiederum kann auch an den Drinks liegen, die absolut Spitzenklasse sind. Als erfrischenden Drink habe ich mir erst einen Moscow Mule mit selbst gebrautem Ginger Beer geben lassen, der im Grunde anderswo ähnlich zu haben ist. Gefolgt wurde dieser allerdings vom besten Manhattan, den ich jemals bekommen habe. Hier hat Kanetaka nicht nur jeweils einen Whiskey und Wermuth verwendet sondern jeweils zwei. Was dazu geführt hat, dass ein unglaublich runder und perfekter Drink herausgekommen ist. Vermutlich durften ein Willet Rye, ein Knob Creek Bourbon, ein Antica Formula und ein Cocchi Torino hier mit ein paar aromatic Bitters eine Liaison eingehen. Abschließend gab es noch einen Cocktail, der in einem Faß in der Bar selbst gelagert war. Was genau das war, weiß nur mein Barkeeper, denn der hatte den Auftrag, etwas für mich auszusuchen.

Das einzige etwas anstrengende war die Sprachbarriere, da fast alle Mitarbeiter und auch die meisten Gäste aus Japan sind. In den meisten Fällen gibt es nur ein freundliches aber schüchternes und etwas undeutliches Nachfragen. Aber auch das bekommt man hin.

Alles in allem eine tolle Bar, die aber nicht für den Durchschnittstrinker geeignet ist. Und auch nicht für Leute, die jeden Cent umdrehen. Denn für einen kleinen Whiskey und 3 Cocktails standen am Ende 180 S$, also ca. 120 € auf dem Zettel. Kann man mal machen, aber eben nicht jeden Tag.

  • Adresse: 2 Bukit Pasoh Road, Singapore 089816
  • Lautstärke: leise, der Chef legt seine Jazz Platten auf
  • Kosten (inkl. Tax und Bedienungsgeld): ca. 30-50 S$/Drink, Minimumverzehr 60 S$
  • Kleidung: Smart Casual bevorzugt
  • Webseite: http://dbespoke.sg/
  • Sonstiges: rauchfrei natürlich
  • MRT: Outram Park

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert