In die Deichstraße in Hamburg hatte es mich bisher noch nie gezogen. Umso erstaunter war ich, was in der kurzen Straße alles an Gastronomie in einem schönen Umfeld geboten wird. In einigen der ältesten Häuser Hamburgs finden sich eine Reihe schöner Lokale. Und auf der anderen Straßenseite in einem schönen, wenn auch nicht ganz so alten Haus, gibt es seit einer Weile eine neuere Bar, The Bohemian.

Ein lockeres Ambiente, auch für kleinere Gruppen geeignet, die an einer Reihe von Tischen Platz nehmen können. Am Tresen gibt es eine Handvoll Plätze. Von da aus kann man dann auch dem Team bei der Arbeit zusehen. Ob Drinks zubereiten oder eine Kleinigkeit zum Essen, alles wird hier direkt in dem Bereich gemacht. Wobei der Arbeitsplatz des Barmixers auch noch etwas erhöht ist, so dass er unter dem Halbrund der Decke wie an einem Altar in einer kleinen Kapelle wirkt.

Die Drinks werden also ein bisschen zelebriert, was sich auch in der Darreichung widerspiegelt. Das Menü hat im ersten Teil eine Reihe von selbstkreierten Drinks, die dort neben ihren Inhalten auch mit Zeichnungen dargestellt werden. So wie auf den Zeichnungen werden diese Drinks dann auch serviert: wenn ein kleines Fass zu sehen ist, dann eben da drin, wenn ein Teekessel dabei ist, dann bekommt auch der gast einen und wenn eine Leinwand gezeichnet ist, dann bekommt man eben auch diese.

Neben diesen Cocktails gibt es aber auch noch Standarddrinks auf der Karte, die Rezepte allerdings immer leicht angepasst, nach dem Geschmack der Betreiber. So sollte sich für jeden etwas finden lassen. Und wenn ein kleiner Hunger aufkommt, gibt es auch dagegen ein paar Kleinigkeiten.

Ich habe mich zuerst um die Eigenkreationen gekümmert. Der „Woodpecker“ kam in einem kleinen Holzfass und kommt viel leichter daher, als ich es bei einer Mischung aus Madeira, Hazelnuss, Martini Ambrato und Birkenwasser erwartet hatte Den Honig gab es auf einem Honiglöffel dazu, verziert mit ein paar frittierten Maden. Knusprig.

Der „Michelangelo“ war dann ein Drink zum selber malen: die flüssigen Zutaten wie Gin, weißer Port, Contreau und Verjuis sind bereits vorgemixt. Dazu gibt es auf einer Palette aber noch drei Geschmacksträger, die man mittels Pinsel selbst hinzufügen und den Drink dadurch geschmacklich variieren kann. Interessante Idee, man darf es nur nicht mit dem Malen übertreiben, sonst wird der Drink zu süß.

Von den Standarddrinks nach Art des Hauses angepasst habe ich mit dann noch einen „Vieux Carré“ und einen sehr guten „Rum Old Fashioned“ genehmigt.

Schöne Bar, leicht abseits meiner normalen Laufwege. Aber durchaus den Weg dort hin wert und mit Sicherheit in Kombination mit einem der Restaurants außen rum mal wieder ein Ziel.

• Adresse: Deichstraße 36, Hamburg
• Lautstärke: medium
• Kosten: 14 € – 16 € pro Drink
• Kleidung: leger
• Webseite: https://thebohemian.enfore.com/
• Sonstiges: rauchfrei, Kleinigkeiten als Snacks